Ehrlich gesagt, ich verstehe nicht viel von Forstwirtschaft; aber dafür umso mehr von Ökologie. Und ich habe verstanden, dass ein Baum mehrere Leben hat: Zuerst als grünes Lebewesen, das allerlei Tieren Futter, Schutz und Nistmöglichkeiten bietet und Sauerstoff produziert. Dann als toter, aber noch stehender Lebensraumbaum für viele Insekten, Vögel und Kleinsäuger. Und schlussendlich als zerfallenes, am Boden liegendes Holz, das Nahrung für Kleinstlebewesen oder Pilze bietet, Brutstätte für so viele wertvolle Insekten ist, den Boden vor Austrocknung schützt und wiederum als Humus für junge Bäumchen dient. So schliesst sich ein natürlicher Kreislauf.
Wenn ich aktuell im Kanton Schaffhausen durch den Wald gehe, dann schmerzt mir mein ökologisches Herz und ich fürchte um die so wertvolle Artenvielfalt in unseren Wäldern.Ich sehe viele offene, zerfahrene und ungeschützte Flächen und entrindete Baumstämme, die zum Abtransport bereit liegen. Der natürliche Kreislauf wird massiv gestört, das Holz wird dem Wald entrissen.
Für uns Menschen und für unsere Mitwelt: Ich rufe dazu auf, mutig zu sein, der Natur zu vertrauen, möglichst auf Forsteingriffe zu verzichten und unserem Wald seine selbstregulierenden Vorgänge wieder zurückzugeben!
Christian Ehrat,
Merishausen, 19. Jan. 2020