Neophyten: Klimawandel oder Kulturfehler?

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Leserbrief in den SN vom 5. November 2020

Immer wieder wird von fremden Pflanzen und Tieren berichtet, die sich in unseren Ökosystemen breit machen. Neuhausen hat kürzlich 19 dieser sog. Neophyten identifiziert.
Während meinen Naturbeobachtungen stelle ich fest, dass zum Beispiel das verhasste Einjährige Berufskraut, aber auch die Kanadische Goldrute und der Sommerflieder dort wachsen, wo das Land verödet, wo grob gefuhrwerkt oder zur falschen Zeit gemäht wurde.
Dass die Biodiversität dramatisch zurück geht und sich gleichzeitig fremde Pflanzen und Tiere ansiedeln, gibt mir zu denken. Wo bleibt die Kraft der einheimische Flora und Fauna. Warum soll plötzlich auf ihren gewachsenen Lebensgrundlagen Fremdes besser gedeihen?
Mit einem Verdrängungskampf lässt sich das nicht schlüssig erklären. Denn die Natur ist auf Kooperation ausgerichtet, nicht auf Konkurrenz. Das macht ein intaktes Ökosystem aus. Es genügt auch nicht den Klimawandel allein für den Artenschwund verantwortlich zu machen. Die Natur passt sich seit eh den laufenden Veränderungen an. Auch die dramatischen Umgestaltungen sind nicht erst seit 2-3 Jahren in Gang.
Die industrialisierte Landwirtschaft ist schon länger „als Sünder“ in der Kritik. Im Wald ist durch die industrialisierte Waldwirtschaft eine ähnliche, den Wald gefährdende Entwicklung in Gang.
Und wie sieht es denn mit Kulturfehlern auf den nicht naturgeschützten Grünflächen und wie in den Gärten aus?
Es ist sicht- und hörbar, dass in der Natur mit immer grösseren und gröberen Maschinen und Geräten gearbeitet wird. Täglich brüllen Laubbläser, welche die Böden austrocknen. Oder Freischneider, welche alles verschnetzeln, was in ihren Bereich kommt, ob Pflanzen oder Kleintiere. Und all die Motorsägen, die ruck zuck aus einem schönen Baum einen Kümmerling machen.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich den Häcksel, der inzwischen häufig die Erde bedeckt. Er ist praktisch und günstig. Die Erde bleibt seither ungehackt und das verrottende Totmaterial verändert das Bodenklima.
Ist es verwunderlich, dass in der Summe dieser Umgang mit lebendiger Natur Folgen hat?
Wenn wir vom menschengemachten Klimawandel sprechen, sollten wir uns deshalb Gedanken darüber machen, welches im Einzelnen naturfeindliche und lebensgefährdende Handlungen sind, damit wir diese korrigieren können.
Nora Möckli